Von strikten Diäten und inneren Rebellen

Schokolade ist doch ungesund, oder nicht?

Als Ernährungsexpertin ist man oft mit Fragen folgender Art konfrontiert: „Schokolade ist doch ungesund, oder?“ Diese Fragen, so einfach sie auch klingen, werden von seriösen Ernährungsfachkräften nicht einfach mit Ja oder Nein beantwortet.

Eine Antwort könnte ungefähr so lauten: „Schokolade enthält viel Energie und hat dabei eine geringe Nährstoffdichte. Ein hoher Verzehr über einen längeren Zeitraum könnte deshalb negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben …“ Geht das nicht etwas konkreter? Nein, denn gesunde und ungesunde Lebensmittel per se gibt es nicht. Es ist viel mehr das große Ganze, sprich die gesamte Ernährungsweise sowie sehr individuelle körperliche und psychologische Voraussetzungen, die in die gesundheitliche Beurteilung des Konsums einzelner Lebensmittel miteinbezogen werden müssen.

Erfahrungen prägen Vorlieben und Abneigungen

Neben der Verzehrsmenge müsste z.B. auch bedacht werden wie reibungslos ein Mensch ein Lebensmittel verdauen kann. Außerdem spielt die emotionale Beziehung zu dem Lebensmittel eine entscheidende Rolle. Wir bauen diese im Laufe des Lebens aufgrund von Erfahrungen, Prägungen und Konditionierungen auf und entwickeln dadurch ganz unbewusst sehr persönliche Vorlieben oder Abneigungen gegenüber unserem Essen.

Dies macht die Einhaltung von strikten Diäten, wie sie häufig in verschiedenen Medien und Online-Beiträgen empfohlen werden, äußerst schwierig. Solche Beiträge versprechen, dass sich durch bloßen Verzicht konkreter Lebensmittel oder deren vermehrte Aufnahme verschiedene Ernährungsziele erreichen lassen. Abgesehen davon, dass viele dieser Empfehlungen jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren, sind sie meist nicht von langfristigem Erfolg gekrönt, da die oben genannten, tief verankerten individuellen Vorlieben und Abneigungen völlig außer Acht gelassen werden.

 

 

Frust und Enttäuschung vermeiden

Müssen wir nämlich auf besonders beliebte Lebensmittel verzichten bzw. werden wir dazu gedrängt solche zu essen, die wir eigentlich ablehnen, löst dies in uns ein psychologisches Phänomen aus, das Reaktanz genannt wird. Es tritt immer dann auf, wenn wir unseren Freiheits- oder Entscheidungsspielraum bedroht sehen. Der Reaktanz-Effekt führt dann dazu, dass das Kind in uns die Arme verschränkt, aufstampft und schreit: „Ich will genau das, was ich nicht haben kann und das was ich muss, will ich nicht!“ Diese innerliche Unstimmigkeit führt oft zum verzweifelten Abbruch der neuen Ernährungsweise und ein Gefühl des Scheiterns macht sich breit.

Dadurch geht bei solchen strikten Diätplänen die Motivation für eine Ernährungsumstellung meist völlig verloren. Frust und Enttäuschung führen nach dem gescheiterten Vorhaben nicht selten zu ungünstigerem Ernährungssverhalten als vor der Umstellung. Die negative Erfahrung verschlechtert die Beziehung zu „gesundem“ Essen weiter und enormer Stress wird ausgelöst. Dieser wirkt sich einerseits auf unsere Psyche aus, kann aber auch eine Reihe negativer Folgen für unseren Stoffwechsel haben, wie beispielsweise Verdauungsprobleme, begünstigte Einlagerung von Fett im Bauchraum sowie Hemmung von Fettabbau und Muskelaufbau.

 

 

Strikte Ernährungsregeln, die „gesunde“ Lebensmittel aufdrängen bzw. „ungesunde“ Lebensmittel verbieten, können somit ziemlich ungesunde Konsequenzen haben. Und um die Schokoladenfrage noch zu beantworten: „Schokolade kann unter gewissen Voraussetzungen sogar tatsächlich gesund sein, wenn eine ausgewogene Ernährungsweise vorliegt, die Zutaten gut vertragen werden und wenn die süße Versuchung nicht als Sünde oder mentale Schwäche wahrgenommen wird, sondern einen genussvollen Moment ermöglicht, der den Alltagsstress etwas lindern kann.“

Jetzt bleibt noch die Frage offen, wie wir mit dem inneren Rebellen umgehen können, der die Reaktanz bei einer Ernährungsumstellung auslösen möchte. Wenn wir lernen die Wirkung des Essens auf unseren Körper und unser Wohlbefinden bewusst wahrzunehmen, fällt es uns leichter die Sinnhaftigkeit der Umstellung nachzuvollziehen. Dadurch bekommen wir die Möglichkeit, uns frei dafür zu entscheiden und stehen somit zu 100 % hinter dieser Entscheidung. Wir erlauben uns, uns selbst etwas Gutes zu tun! Aus dem Muss wird Erlaubnis und Rebellion somit nicht mehr notwendig.

Im Achtsam Essen-Workshop hier im Feelgood-Channel erfährst du mehr über den Umgang mit deinem inneren Rebellen. Ich freue mich auf dich!

Dieser Artikel wurde verfasst von: Dr. Kornelia Philip

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