Das Buffet-Dilemma

Urlaubszeit ist Reisezeit. Für viele Reisenden gehört gutes Essen zum Urlaub wie Strand zum Meer. Begriffe wie „Genussreisen“ und „Schlemmerbuffets“ werden oft verwendet, um Feriengäste anzulocken.

Am ersehnten Ort der Entspannung angekommen, wird man mit üppigen Verpflegungsangeboten verwöhnt. All-you-can-eat-Konzepte sind heutzutage Standard. Das Leben einfach zu genießen bedeutet für viele Urlauber einerseits die körperliche Aktivität zurückzuschrauben und darüber hinaus das reichhaltige Essensangebot auszukosten. Diese vermeintlichen Entspannungsstrategien haben jedoch nicht selten ihre Schattenseiten. Durchschnittlich bringen Reiserückkehrer mehr Kilos auf die Waage, als vor Reiseantritt, wodurch der Erholungseffekt spätestens zu Hause durch Frust abgelöst wird.

Ratgeber empfehlen daher Urlaubern beim Salatbuffet zuzuschlagen, weniger und nicht zu deftig zu essen. Diese Tipps erwecken jedoch oft ein Gefühl von Ohnmacht, da wir es trotz Ratschlägen einfach nicht schaffen, diese klaren Empfehlungen umzusetzen.

Genau hier wurzelt das Buffet-Dilemma! Die meisten von uns verfügen über gutes Wissen, wie eine vernünftige Ernährung aussieht. Doch spätestens beim Eintreffen am Schlemmerbuffet schaltet unser Gehirn auf Autopilot. All das Wissen und die guten Vorsätze geraten in Vergessenheit und wir merken erst nach der Mahlzeit, dass es wiedermal zu viel war.

Grund dafür ist eine Vielzahl psychologischer Effekte und Phänomene, die bei der Wahl unseres Essens auftreten und bewusstes Handeln nahezu unmöglich machen.

Hier einige Beispiele:

  • Der Effizienzgedanke: Wir wollen möglichst viel für unser Geld bekommen. Das Essen am Buffet wird mit jedem Bissen günstiger.
  • Die optische Wahrnehmung: Verglichen mit der großen Menge an Lebensmitteln am Buffet erscheint das, was wir davon entnehmen verschwindend gering. Auf kleinen Tellern nehmen wir Portionen größer wahr.
  • Food FOMO: FOMO („fear of missing out“) ist die krankhafte Angst etwas zu verpassen. Food FOMO beschreibt u.a. das Verlangen, am Buffet alle Speisen probieren zu wollen, was zu übermäßigem Essen führt.
  • Der Konformitätsdruck: Gruppenzwang kann uns dazu verleiten doch ein zweites oder drittes Mal zum Buffet zu gehen. Tendenziell essen wir in Gesellschaft mehr.
  • Der Desserteffekt: Je unterschiedlicher der Geschmack der Speisen, desto mehr wird gegessen. Der Appetit nach verschiedenen Geschmäckern wird spezifisch gesättigt, deshalb geht etwas Süßes auch mit vollem Magen noch.
  • Der Lizenzierungseffekt: Er bewirkt, dass man sich nach einer guten Tat auch mal etwas Unvernünftiges erlauben darf. Man gibt sich, nach einer Phase von Stress und Arbeit somit den Freibrief für ungehemmtes Schlemmen im Urlaub.

Diese kleine Auswahl an Effekten lässt erahnen wie ferngesteuert wir unsere Essentscheidungen treffen, solange wir keine Strategien kennen, diese Effekte zu umgehen.

Sich dessen bewusst zu werden, wie unser Gehirn tickt ist bereits der erste Schritt, um solche Strategien entwickeln zu können. Außerdem sollten wir vor, während und nach der Mahlzeit auf unseren Körper achten. Wieviel Hunger ist da? Auf was habe ich tatsächlich Appetit? Spüre ich bereits Sättigung? Achtsame Momente verschaffen uns die Zeit für bewusste Entscheidungen.

Ausreichendes, aber nicht übermäßiges, genussvolles Essen wirkt sich positiv auf unsere Stimmung aus. Die Vermeidung des Völlegefühls schenkt uns darüber hinaus die Möglichkeit, den abendlichen Strandspaziergang, den Schlaf im fremden Bett und das Sportangebot im Resort so richtig zu genießen. Spätestens wenn wir bewusst wahrnehmen, dass uns gerade diese Dinge zur wahren Erholung verhelfen, empfinden wir die wohlbedachte Essentscheidung nicht mehr als Verzicht, sondern als unverzichtbaren Mehrwert.

Dieser Beitrag erreicht dich zu spät? Dein Urlaub ist bereits vorbei?

Nach dem Urlaub ist zum Glück vor dem Urlaub und die genannten Punkte gelten in der Regel auch für andere Situationen, in denen wir mit üppigem Speisenangebot konfrontiert sind.

Wenn auch du von Autopilot zur aktiven Steuerung umswitchen möchtest und deine Achtsamkeit beim Essen trainieren möchtest, besuche gerne den Achtsam Essen-Workshop hier im Feelgood Channel.

Dieser Artikel wurde verfasst von: Dr. Kornelia Philip

Diese Geschichte teilen